Wo gedeihen du und dein Business am besten?
Ich bin seit 2 Wochen in Frankreich. Seit Ewigkeiten beschäftigt mich nicht nur das Thema in Gemeinschaft zu wohnen, sondern auch der Wunsch, ein Baumhaus zu bauen. Oder ein altes Haus zu renovieren.
Und wenn du mich ein bisschen kennst...
dann weisst du vermutlich, dass ich ein Fan davon bin, von unseren Ideen rasch Kostproben zu nehmen. Es ist so wichtig, tiefer einzutauchen, bevor wir die grossen Entscheidungen treffen und epische Dinge planen. Ich habe diesbezüglich selbst eine Menge Lehrgeld mit meinem Business gezahlt.
Also war es Zeit, mal wieder meine eigene Medizin zu nehmen…
Meine Reise begann mit einem Besuch bei einer Freundin, mit der ich das Thema zusammenwohnen, Gemeinschaft, Frankreich schon länger bewege. Und ich fuhr los mit ihrer Frage: „Ah, wollen wir nicht zusammen so ein altes Schloss in Frankreich kaufen…?“
Meinen Start plante ich jedoch in einem Baumhaus.
Es war der wohl stürmischste Tag im Jahr. Auf einer Strasse, die sich einspurig und steil in die Berge windet, kurvte ich eine halbe Ewigkeit nach oben. Äste lagen auf der Strasse, die Bäume schwankten und an der Atlantikküste ging im Sturm ein Seenotrettungsboot unter. Mir schwante nix Gutes.
- Runde eins: Ich war ziemlich müde, es hatte 7 Grad und ich versuchte mich unter Decken warmzuhalten. Es regnete und die steile Holzleiter zum Baumhaus war glitschig. In meinen Fantasien war mir nicht klar ob ich nachts einfach erfriere oder mir den Hals breche, wenn ich zum Pinkeln über die Treppe nach unten klettern muss.
- Runde zwei: Ich stieg ich ins Auto, um mir im Dorf heisses Wasser in einer Thermoskanne zu holen, denn das gab’s im Baumhaus auch nicht.
- In der dritten Runde sass ich im Auto mit laufendem Motor, um wieder warm zu werden. Ich konnte nicht fassen, dass das alles überhaupt nicht so romantisch war, wie ich mir das dachte.
- In der vierten Runde holte ich mein Handy und hab geguckt, wo das nächste Guesthouse ist. Super Funktion von booking.com - zeig mir das nächste Guesthouse / Hotel
- In der fünften Runde sass ich dann beim Nachtessen in einem Kreis von netten Franzosen und ihren begeisterten Diskussionen über Lebensmittel.
Ich nutze gerne Airbnb. Zum einen vermiete ich selbst mein Atelier wenn ich länger reise. (Das ist übrigens auch die Antwort auf die Frage: „Wie machst du das denn eigentlich mit deinen Reisen?“) Zum anderen habe ich viele nette Menschen und interessante Plätze kennengelernt.
Als nächsten Stopp hatte ich ein Häuschen in einem abgelegenen Weinbauern-Dorf gemietet. Das war zwar einigermassen renoviert, hatte aber zum Teil super niedrige Decken und unvorstellbar steile Treppen. Was wirklich toll war: wenn im Dörfchen die Lichter aus waren, war die Landschaft wirklich dunkel. Ich wünsche mir mehr Yin-Energie, Orte von Stille, Weite und Ruhe. Und das war dort wirklich zu haben. Doch als ich nachts in die Küche ging, um mir ein Glas Wasser zu holen und mich grad noch am Geländer festhalten konnte, um mit meinen Socken nicht über die Treppe abwärts zu schlittern…. sah ich, dass nicht nur ich in dem Haus wohnte, sondern auch eine Gruppe Nacktschnecken, die über die Küchentheken krochen.
Manchmal wähle ich Unterkünfte aus, weil ich an dem Ort sein will. Manchmal interessieren mich die Menschen dahinter. Eine meiner nächsten Stationen war eine Unterkunft bei einem Architekten, der eine Galerie führt.
Das fand ich spannend, denn ich liebe Farbe, male gerne und habe ja selbst viele Jahre gebaut. Wenn schon Frankreich, dann natürlich mit meinen Farben und einem Ort, wo die einfach stehen bleiben können und ich sie nicht wegräumen muss.
Die Galerie war in einem alten Haus, seeeehr alt. Auf dem Weg zu meinem Zimmer gab es einen Boden, der am Durchbrechen war und mit Brettern notdürftig überbrückt war. Mein Pulsschlag ging jedesmal nach oben, würde das halten?
Ich habe mich gefragt, wer an diesem Ort je in diese Galerie kommt? Und die Aussage meines Gastgebers, dass er das ganze nicht für Geld macht, konnte mir aber nicht das Gefühl geben, dass die Umsetzung dieses Traumes wenigstens emotional lohnend war. So jedenfalls stelle ich mir das mit dem Malen in Frankreich nicht vor.
Aktuell bin ich in Perpignan.
Die grossen Strassenschilder zeigen entweder nach Andorra oder nach Barcelona und in 50 Minuten ist man über der Grenze. Was ich nicht wusste: Perpignan wurde im Mittelalter von den Königen Mallorcas regiert. Das Wetter ist besser geworden und ich bin endlich entspannter mit meinem holprigen Französisch. Das ist ziemlich wichtig, denn mit Englisch kommt man hier nicht weit.
Ich habe definitiv zu viele Croissants aux amandes (Mandelcroissants) gegessen und bin etwas überwältigt von dem vielen Wein. Nicht nur in der Landschaft – alles was nicht bebaut ist oder nackter Fels scheint mit Weinreben bestückt. Manche Supermärkte scheinen zur Hälfte aus Wein zu bestehen.
Was ich mir vorher auch nicht klar war: Die Region, die ich spannend finde, wurde in den letzten Jahren von heftigen Fluten heimgesucht. Es gibt hier hunderte und vermutlich tausende von sterbenden Dörfern, die kaum mehr bewohnt sind. Und das ist eine Energie, die sich für mich total traurig anfühlt.
Was ich bislang für mich gelernt habe:
- Ein Test braucht immer die Offenheit in Bezug auf das Ergebnis. Aber die praktische Umsetzung führt rasch zu mehr Klarheit. Etwas, was auf dem Sofa so nicht zu haben ist.
- Ich kann nicht mit Gebäuden anfangen, ich muss mit der Gegend anfangen und der Frage, wo mein Herz wirklich froh ist. Denn dort, wo es viel Platz und eine Menge Land gibt, ist nicht unbedingt der Ort, wo ich glücklich bin. Das ist nicht unbedingt das richtige Ökosystem für mich.
Und das finde ich spannend, denn mit einem Business gehen wir durch den genau der gleiche Prozess. Egal wie wunderbar unsere Ideen und Angebote sind, wir müssen an den richtigen Ort damit gehen. Wir müssen verstehen, in welchem Umfeld wir mit unseren Talenten am besten gedeihen.
Wenn du ein Restaurant betreibst, dann ist dein Ort natürlich wirklich physisch und als Adresse zu verstehen. Aber als Beraterin, Coach, Heilerin und Visionärin ist dein Ökosystem, dein Umfeld deine Zielgruppe. Es ist das Feld von Menschen mit und für die du arbeitest, deren Werte und Ausrichtung.
Je länger ich mit Positionierung arbeite, desto mehr verändert sich mein Verständnis zum Thema Zielgruppe:
- Unsere Zielgruppe sind nicht unsere Fans und Follower.
- Es sind nicht Menschen, denen wir gerne helfen wollen oder die wir in irgendeiner Form retten wollen.
- Es sind Menschen, die unsere Werte und Visionen teilen und die auf der Suche nach Veränderung sind.
- Es sind Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren: zeitlich, finanziell und energetisch. Und die bereit sind, geliebte und gewohnte Identitäten zu hinterfragen und zu testen.
- Oft sind es „jüngere“ Ausgaben von uns selbst, die bereit sind, für das gleiche Thema wie wir durchs Unterholz zu gehen.
- In die richtige Zielgruppe hineinwachsen bedeutet, dass wir uns mit unseren Grenzen auseinandersetzen müssen. Wer ist richtig bei uns und worauf haben wir keine Lust?
- Und das bedeutet, dass wir den Wert unserer Arbeit verstehen. Und dass wir bereit sind, diesem Wert, unserer Liebe, unserem Know-How den richtigen Platz bereiten, auf dem sie gedeihen können.
- Unsere Zielgruppe sind Menschen, die das Beste in uns zum Vorschein bringen und mit denen wir in dem Bereich unserer Brillanz arbeiten können, weil sie verstanden und genutzt werden kann.
Positionierung bringt meist ziemlich viel Angst nach oben. Die Angst, damit nicht überleben zu können, die Angst, uns mit so präzisen Facetten so sehr aus dem Fenster zu lehnen. Angst, dass es nicht genügend Menschen gibt, die das interessiert. Positionierung macht uns verletzlich und powervoll zu gleich.
Dort, wo wir viele Menschen und allen und jeden erreichen wollen, sind wir nicht unbedingt in unserer Power. Wir sind anfällig dafür, uns anzupassen, zurückzuhalten, den Bauch einzuziehen. Und das macht uns unsichtbar und beliebig.
Eine Frage, die dir helfen kann, deine eigene Zielgruppe besser zu verstehen:
Was ist das Umfeld, das Ökosystem, in dem ich gut gedeihe?
Was brauche ich, damit mein Licht und meine Brillanz zum Vorschein kommen?
Wie immer empfehle ich dir, über diese Fragen laut zu sprechen. Das kannst du auch machen, wenn du alleine bist. Lass dir Zeit zu beobachten, wie dein Körper auf die Frage reagiert und welche Bilder und Informationen nach oben kommen.
Und bei mir?
Ich bin noch ein bisschen in Frankreich und es bleibt spannend.
Und ich bin offen dafür, wie mein Testergebnis ausfällt.
Die Ernte, die ich hier einsammle: tiefere Klarheit und mehr Entspannung.