1. Du sollst nicht über deine Erfahrung, Stärken und Erfolge sprechen. Halte dich zurück und sei bescheiden, denn Frauen, die ihre Errungenschaften betonen, werden schnell als „angeberisch“ oder „überheblich“ abgestempelt. Du willst doch nicht arrogant wirken, oder?
2. Du sollst keine Autorität beanspruchen. Frauen, die sich durchsetzen, werden schnell als „bossy“ oder „Emanze“ abgestempelt. Es ist besser, in der zweiten Reihe zu bleiben und andere entscheiden zu lassen, damit du nicht als „übermässig dominant“ wahrgenommen wirst.
3. Du sollst den Wert deiner Arbeit, besonders deinen finanziellen Wert, nicht überschätzen. Bleibe bescheiden und zurückhaltend, verlange nicht zu viel und sei immer unsicher in Verhandlungen. Frauen, die klar ihren Wert einfordern, gelten als „gierig“ oder „überheblich“.
4. Du sollst keine Macht beanspruchen. Macht und Einfluss steht Frauen nicht gut. Sei lieber harmlos und „angenehm“, damit du nicht als „unweiblich“ oder „rücksichtslos“ wahrgenommen wirst.
5. Du sollst deine Meinung zurückhalten. Äussere deine Meinung nur, wenn du sicher bist, dass sie niemanden verletzt oder herausfordert. Frauen, die offen sprechen, gelten schnell als „unangepasst“ oder „besserwisserisch“.
6. Du sollst deiner Intuition, deinen Gefühlen und deinen Bedürfnissen nicht trauen. Verlasse dich lieber auf Meinungen von anderen. Die können Dinge sehen, die du nicht sehen kannst. Das ist doch vernünftiger! S wirst du rational und kompetent zu wirken. Intuition und Emotionen gelten schnell als „eso“ oder „übertrieben“, und Frauen, die auf ihre eigenen Bedürfnisse hören, werden als „selbstzentriert“ abgestempelt.
7. Du sollst immer gut drauf sein. Zeige stets ein Lächeln und sei fröhlich, unabhängig von deiner inneren Verfassung, um nicht als „anstrengend“ oder „negativ“ wahrgenommen zu werden. Frauen, die schlecht gelaunt sind, werden oft als „unfreundlich“ bezeichnet.
8. Du sollst jung, schön und faltenfrei sein. Halte dich an die Schönheitsstandards der Gesellschaft – sei stets makellos, jugendlich und schlank. Wenn du dem nicht entsprichst, sollst du jede Menge Produkte kaufen und unzählige Behandlungen über dich ergehen lassen, damit Leute nicht denken, du wärst eine „schlampige“ oder „ungepflegte“ Spinatwachtel.
9. Du sollst keinen Raum einnehmen und immer schön den Bauch einziehen. Alles, was über Grösse 0 hinausgeht, wird öffentlich kritisiert und kontrolliert, um dich zu disziplinieren und als „Schabracke“ oder „fett“ abzustempeln. Halte dich lieber zurück, um nicht als „übertrieben“ oder „aufdringlich“ angesehen zu werden.
10. Du sollst keine Gürtellinie haben. Alles an dir – Figur, Haarfarbe, Kleidung, Meinung, Werte – darf kritisiert werden. Besonders dein Bauch, Hintern und Busen sind Jagdgründe für „Humor“ und Werbung. Alle nehmen sich das Recht zu haben, dich abzuwerten. Aber es ist ja nicht so ernst gemeint, oder?
11. Du sollst die Erwartungen anderer nicht enttäuschen. Passe dich an und riskiere niemals, von der Norm abzuweichen, sonst verlierst du möglicherweise die Zugehörigkeit und wirst als „schwierig“ oder „illoyal“ angesehen. Du willst doch nicht negativ auffallen oder deine sozialen Bindungen riskieren.
12. Du sollst nicht gegen die Norm verstossen. Füge dich in das erwartete Rollenbild, damit du als „gute Frau“ und nicht als „Mannsweib“ oder „Furie“ wahrgenommen wirst. Wer sich anders verhält, wird schnell ausgegrenzt.
13. Du sollst keine Fehler machen. Strebe nach Perfektion und vermeide jede Schwäche, denn sie könnte genutzt werden, um dich als inkompetent oder „dumm“ zu diffamieren. Fehler machen dich angreifbar, und du willst doch nicht als unzulänglich gelten.
14. Du sollst nicht „zu viel“ sein. Sei bescheiden, zurückhaltend und besonnen, um nicht als „Zicke“ oder „Bitch“ abgestempelt zu werden. Wenn du dich zu sehr in den Vordergrund stellst, wirkst du vielleicht „anstrengend“ oder „aufdringlich“.
15. Du sollst keinen Ärger, Unzufriedenheit oder Enttäuschung ausdrücken. Bleibe ruhig und kontrolliert, um nicht als „Drama Queen“ oder „hysterisch“ abgewertet zu werden. Frauen, die ihren Ärger zeigen, werden nicht ernst genommen.
16. Du sollst dich stets um andere kümmern. Sei immer hilfsbereit und einfühlsam, um deine Rolle als unterstützende und fürsorgliche Person zu erfüllen – auch wenn du selbst dafür zurückstecken musst. Du willst doch als „warmherzig“ und „selbstlos“ gelten.
17. Du sollst alles verzeihen und verstehen. Sei immer verständnisvoll und verzeihe anderen, auch wenn es dich selbst verletzt oder überfordert, um als „gute“ und „friedfertige“ Frau zu gelten. Oder möchtest du als „nachtragend“ oder „verbittert“ wahrgenommen werden?
18. Du sollst in Scham leben. Lebe in der Furcht, nicht gut genug, schnell genug oder schlau genug zu sein, und befürchte, dass andere herausfinden, dass „nichts an dir wahr ist“. Wieso solltest du besser sein als andere?
19. Du sollst nicht verletzlich sein. Zeige keine Unsicherheiten oder Emotionen, denn wer Schwäche zeigt, riskiert, als „weinerlich“ oder „emotional instabil“ abgestempelt zu werden. Zeige Stärke, um ernst genommen zu werden.
20. Du sollst nicht sichtbar sein. Sichtbarkeit macht dich angreifbar und setzt dich der Bewertung anderer aus. Bleib lieber im Hintergrund, damit du nicht als „aufdringlich“ oder „überheblich“ angesehen wirst. Das ist ein sicherer Ort.
21. Du sollst keine klaren Grenzen haben. Sei immer bereit, deine Bedürfnisse zurückzustellen und dich anzupassen, um nicht als „schwierig“ oder „egoistisch“ zu gelten. Frauen, die klare Grenzen setzen, gelten oft als „unkooperativ“.
22. Du sollst nicht schlecht über deine Eltern reden und über alles Unrecht und alle Verrücktheit in deiner Familie schweigen. Sprich niemals offen über familiäre Probleme oder Missstände, denn „das gehört sich nicht“ und „geht niemanden etwas an“. Halte alles in der Familie und wahre den Schein, um nicht als „illoyal“ oder „respektlos“ zu gelten.
23. Du sollst nicht aufbegehren gegen Unrecht, Mansplaining oder Übergriffe. Egal ob in der Familie, im Business oder im öffentlichen Raum – bleibe ruhig, um nicht als „Emanze“ oder „Feministin“ abgestempelt zu werden. Wer sich gegen Ungerechtigkeit wehrt, wird oft als „schwierig“ angesehen.
24. Du sollst nicht gefährlich sein. Sei stets sanft und harmlos, um niemanden zu verunsichern oder herauszufordern. Vermeide es, bedrohlich zu wirken, sei es durch deine Meinung, deine Stärke oder deine Durchsetzungskraft.
25. Du sollst dich stets um andere kümmern. Sei immer hilfsbereit und einfühlsam, um deine Rolle als unterstützende und fürsorgliche Person zu erfüllen – auch wenn du selbst dafür zurückstecken musst.