Jenseits der Komfortzone

Innerer Kritiker und Potentialentfaltung

Die Fähigkeit, deinen Visionen folgen zu können

  • "Ja, genau so arbeite ich mit meiner Intuition! … Aber wenn ich das meinen Kunden sage, glauben die, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hab"
  • " Ich möchte als Minimalistin leben und arbeiten….Aber ich habe Angst, dass andere denken, ich bin auf dem absteigenden Ast."
  • "Wenn ich ehrlich bin, will ich viel höhere Ansprüche an meine Zielgruppe stellen, damit mir mein Business wirklich Spass macht. ….Aber dann verliere ich ja all die anderen, denen ich auch helfen könnte."
  • «Jetzt sehe ich ganz klar, was ich in die Welt bringen will….Aber wie soll ich das je umsetzen können?

Solche Doppelwhopper höre ich quasi täglich in meiner Coaching-Praxis. Es gibt Momente von leuchtender Klarheit – und kurz darauf gibt es eine Gegenstimme. Das was gerade klar war, versinkt wieder im Nebel. Ich zähle oft mit, meist dauert es nicht länger als 2-3 Sekunden.  

Heute möchte ich über diese inneren Bremsen schreiben. Ich kenne sie sehr gut von mir, von Freunden und eigentlich von jedem Kunden. Wir müssen und ihnen stellen, wenn es darum geht, das zu tun, was wir wirklich tun wollen. Diese automatische Reaktion taucht so sicher wie das Amen in der Kirche auf – und zwar in dem Moment wo du deine Komfortzone verlässt. 

Komfortzonen versus Potentialentfaltung

Komfortzone hat nichts damit zu tun, dass wir faule Säcke sind und die Überflieger einfach mehr Disziplin haben. Du kannst mit unglaublich viel Anstrengung und langen To-Do-Listen locker innerhalb deiner Komfortzone leben.

Komfortzonen sind der Raum, in dem wir uns sicher fühlen. Wenn wir an die Grenzen dieser inneren Sicherheit geraten, wird unser autonomes Nervensystem blitzschnell reagieren. Autonom bedeutet, dass wir es nicht mit unserem Willen steuern können. Elternhaus, Schulsysteme und Jahrhunderte- oder Jahrtausende lange Kulturen des Gehorsams, des Patriarchats und der sozialen Ungerechtigkeit haben uns tief geprägt. Die Reaktionen unseres autonomen Nervensystems habe eine tiefe Intelligenz. Sie haben uns geholfen, zu überleben, dazuzugehören, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Wenn du nun von einer neuen Erde träumst, die Welt, die Gesundheit, die Erziehung verändern willst, kannst du davon ausgehen, dass dir deine Überlebensmechanismen im Business begegnen werden. Du erlebst es als Grenze, hinter der du in Selbstzweifel und inneren Nebel rutschst. 

Natürlich will dein innerer Kritiker, dass du dein Potential entfaltest. 
Aber nur nach seinen Vorstellungen und Spielregeln. 
Und das ist selten das, was dein Herz wirklich hier auf der Erde erleben und tun will. 

Wie funktioniert der innere Kritiker?

In der Regel sind wir alle so oft im Überlebensmodus, dass er so selbstverständlich und normal ist und dass wir das erst mal gar nicht erkennen können. Das bedeutet, wir sind mehr nach aussen orientiert als innerlich mit uns verbunden. Wir wollen es vielen recht machen, uns nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen und keine Tabus brechen. Wir pendeln hin- und her zwischen Momenten von Klarheit und dem Gefühl von Verwirrung und innerem Nebel.

Wenn dein Überlebensmechanismus anspringt, bist du rein physiologisch nicht in der Lage, deine Ressourcen zu sehen, klar zu denken, zu sehen und zu hören. Unsere Komfortzone ist kein Ort von echter Klarheit - sondern hier geht es Zugehörigkeit und scheinbarer Sicherheit durch Gehorsam. All unsere Träume befinden sich in der Regel jenseits unserer Komfortzone.

Rund um unsere Komfortzone gibt es eine Grenze. An dieser Grenze steht dein innerer Kritiker. Auch Superego, innerer Richtigmacher oder Mindfuck genannt. Es ist eine Figur, die dafür sorgt, dass wir uns wieder zusammenfalten und die erlernten Spielregeln einhalten.

Du erlebst deinen inneren Kritiker als verinnerlichte Autoritäts-Stimmen, welche die Erfahrungen, Ängste und Spielregeln repräsentieren, mit denen du aufgewachsen bist. Es können Eltern und Lehrer sein, deren Willen wir uns beugen mussten, um zugehörig zu sein. Es kann ein spiritueller Lehrer sein, den wir sehr verehren. Es können gesellschaftliche Werte sein von Erfolg, Anerkennung und Sicherheit. Dein innerer Kritiker hat ziemlich sicher andere Vorlieben als mein innerer Kritiker.

Falls dein innerer Kritiker ein starkes Aroma deiner Eltern oder anderen Autoritätsfiguren hat: Es spielt keine Rolle, ob du mit diesen Menschen real im Kontakt bist, ob sie noch leben oder ob du sie magst. Es ist eine innere Dynamik, die in dir abläuft.

Und es ist auch nicht wichtig, ob wir diese inneren Regeln mit unserem Verstand gut finden. Wenn wir uns Spielregeln beugen, die wir nicht gut finden, sagen wir Sachen wie: «Ich würde ja gerne, aber ich kann ja nicht, weil…»   

Die inneren Kritiker kommentieren unsere Entscheidungen, sie kritisieren, bewerten, bedrohen oder verbieten. Ihre Stimme kann den Klang annehmen von 

  • unseren Familien, Partnern, Lehrern oder Chefs
  • dem lieben Gott sowie alle inneren Meister, Gurus und Engeln
  • allgemeinen Autoritätsstimmen, die nicht mit Personen verbunden sind und sich Meinungen und Urteilen äussern: z.B. « Was glaubst du eigentlich, wer du bist…».

Freiheit finden vom inneren Kritiker kann sich wie Verrat anfühlen

Meine ersten Blogs schrieb ich über das Thema Frausein, Gewicht und Bodyimage. Lange Zeit war das ein Thema, das mich persönlich sehr bewegt hat und für das ich auf eine lange Selbsterfahrungsreise ging. In dem Moment, wo es darum ging, meine Erfahrung öffentlich zu machen, kamen sofort drei Hürden nach oben, die mich zurückhalten wollten:

  • Was werden die Menschen, die ich kenne, die ich liebe oder mit denen ich arbeite über mich denken? Womöglich sowas wie «Das hätte ich nie von der gedacht. Dass die über sowas öffentlich reden muss, wäre es nicht schlauer, für so was eine Therapeutin nehmen…?»
  • Dann habe ich mich gefragt, was zum Beispiel mein Treuhänder von mir denken wird, oder mein Bänker? In einem Land, in dem Diskretion alles ist...
  • Aber die grösste Herausforderung war, dass ich meine Blogs als Verrat an meiner Familie und ihren Spielregeln empfand. 1: «Über so was spricht man doch nicht öffentlich mit Menschen, die man nicht kennt. Das geht die doch gar nichts an.» und 2: «Das bildest du dir alles nur ein. So war das doch gar nicht. Du warst immer schon so empfindlich.»

Als ich anfing öffentlich zu schreiben, bin ich innerlich ziemlich durchs Unterholz gegangen. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn mich ein göttlicher Blitzstrahl niedergestreckt hätte. Doch dranbleiben und weiterschreiben hat mir sehr geholfen, stärker zu werden als meine Ängste. 

Verschiedene Themen können verschiedene innere Kritiker haben. 

Die Stimme, welche an dir rumnörgelt, wenn es um deine Finanzen geht, kann ganz andere Werte vertreten und Ansprüche stellen als die Stimme, welche deinen Körper und deine Kleidung kommentiert. Das liegt daran, dass du vermutlich zu verschiedenen Themen verschiedene Einflüsse hattest, welche dich geprägt haben.

Und mein inneres Stimmenkino ist vermutlich anders als deins. Und das ist richtig fantastisch, denn das bedeutet, dass wir uns gegenseitig unterstützen können, die Dynamik zu erkennen und darüber hinauszuwachsen. Du kannst in Bereichen klar sehen, in der mein innerer Nebel einsetzt und umgekehrt.

 

Deine Berufung leben können versus die Berufungsfalle

Ein besseres Verständnis deiner inneren Kritiker hilft dir auch, der Berufungsfalle zu entgehen. Es ist verführerisch, jede Form von Unsicherheit und Herausforderung darauf zu schieben, dass wir unsere wahre Aufgabe noch nicht so recht gefunden haben. Wir wünschen uns ein leuchtendes Hinweisschild, auf dem steht: Hier geht’s lang. Und stellen uns vor, dass wir dann angstfrei unser Ding tun werden.

Das Problem ist nicht, dass wir nicht wissen, wer wir sind, oder was uns als nächstes neugierig macht, oder was uns heilig ist. Wir können einfach noch nicht mit der Gegenreaktion umgehen, weil wir meist nicht erkennen können, dass wir uns unsicher fühlen – und wir uns noch nicht erlauben, dass dies in Ordnung ist.
  

Embodiment - Verkörperung ist der Schlüssel zu mehr Umsetzungskraft

Wir ringen also meistens gar nicht um unsere Berufung, sondern mit unserer Angst. Meist können wir das jedoch gar nicht fühlen, wir erleben es als Zweifel, Unsicherheit oder inneren Nebel. Doch Klarheit entsteht durch Sicherheit. Je sicherer wir uns fühlen, desto klarer können wir denken.

Wie entwickeln wir diese Sicherheit jenseits unserer Komfortzone? Wie finden wir Vertrauen in unsere Fähigkeit, Visionen und Träume umzusetzen?

  1. Die richtigen Erwartungen haben: Die Wahrheit ist, dass der Weg in deine Klarheit, in deine Positionierung, zu deiner ganz eigenen Stimme nicht elegant und definitiv nicht perfekt wird. Alle Emotionen sind komplett normal.
  2. Es macht überhaupt keinen Sinn, dich für den inneren Tumult zu verurteilen. Je gelassener du damit bleiben kannst, weil du weisst, dass die Reaktion normal ist, desto schneller kommt deine Klarheit zurück. Emotionen entstehen oft als Reaktion auf den inneren Kritiker. Ihr Ziel ist der Rückzug deiner Ideen und Pläne.
  3. Wir können lernen, anders auf diese Emotionen zu reagieren. Anstatt dass wir uns ganz automatisch wieder zusammenfalten, können wir ein paar Atemzüge nehmen mit der Emotion: ich fühle mich verwirrt / traurig / wütend… Ist es mir möglich, das für ein paar Atemzüge zu fühlen, ohne dass irgendetwas anders sein muss als es gerade ist?
  4. Buddies / Verbündete / Mentoren … wie schon besprochen, haben andere Menschen einen anderen inneren Kritiker und werden von deinen Ansprüchen nicht so schnell in die Flucht geschlagen. Dein innerer Kritiker kann dich mit einem Bann belegen, aber nicht so einfach jemand anders bezirzen Ausserdem kann sich dein autonomes Nervensystem entspannen und beruhigen, wenn du merkst, dass dein Gegenüber mit deinem Thema nicht in Angst gerät. Ein ruhigeres autonomes Nervensystem = klarer Denken können.
  5. Es ist übrigens normal, dass wir am Anfang erst mal einen emotionalen Kater haben, wenn wir Dinge tun, die unser innerer Kritiker nicht gut findet und uns dann haareraufend fragen: «Hab’ ich das jetzt echt gesagt, geschrieben, veröffentlicht…?»
  6. Dranbleiben, länger als 20 Minuten mit einem Thema arbeiten. Bis dahin hat sich meist dein Adrenalinspiegel wieder normalisiert. Dein Körper kann nicht grenzenlos Angsthormone produzieren. Er macht das nur für kurze Sprints.
  7. Eine neue Definition von Fehlern und Versagen. Wir können bewusst neue und nützlichere Spielregeln für uns aufstellen. Wenn wir unsere Fehler würdigen als Schritt nach vorne, als wichtig für unser Lernen, müssen wir keine Angst mehr davor haben.
  8. Ein tiefes Wertschätzen unserer Wege und Umwege. Der innere Kritiker ist auf Perfektion und coole Performances ausgerichtet. Je mehr du verstehen kannst, wie wertvoll die Zeiten waren, in denen du durchs Unterholz gegangen bist, für dich, für dein Business, deine Kunden, desto mehr kannst du dir erlauben, alle Facetten von dir wertzuschätzen und mit ins Boot zu nehmen.  

Willst du deinen inneren Kritiker besser kennenlernen?

Nimm ein Projekt, das dich beschäftigt. Eine Reise, ein Buch, das du schreiben willst, eine Neuausrichtung deines Business.
Ich möchte gerne _____________tun.

Und dann schau, welche Menschen spontan auf deinem inneren Bildschirm auftauchen und mit dem Satz verbunden sind: Aber was würde dann die oder der von mir denken? Vielleicht sind es auch nur Sätze die sofort nach oben ploppen – ohne dass es dazu eine Person gibt.

 

Das sind die drei typischen Beziehungsmuster,
die wir mit unseren inneren Autoritäten haben:  

  • Wir wollen Respekt und Anerkennung, vor allem bei Menschen, die wir auf ein Podest stellen (ich kann doch nicht meinen Papa, den lieben Gott, meine Lehrerin enttäuschen…)
  • Einen Beweis antreten «Guck mal, das hättest du nicht gedacht, oder?» wir tun das vor allem Menschen gegenüber, die uns abgewertet haben oder nicht an uns geglaubt haben.
  • Den inneren Stinkefinger nach oben heben: «Ich mach garantiert nichts, was du gut findest». Das machen wir mit Menschen, mit denen wir in einem Autoritätskonflikt liegen.

Was allen drei Mustern gemeinsam ist – unser Fokus ist nicht bei uns selbst, sondern bei anderen. Selbst wenn es innere Anteile sind.  

Übung:
Nimm die folgenden Fragen und schau, welche Menschen dir zu deinem Business und zu deiner Arbeit ganz spontan in den Sinn kommen? (ohne Grübeln)

  • Wem möchtest du mit deiner Arbeit beweisen, dass du gut genug bist?
  • Wer könnte deine Business-Ideen verschroben, zu esoterisch, zu unrealistisch finden?
  • Bei wem hast du Angst, dass eure Beziehung sich verändert, wenn du zeigst, wer du wirklich bist?
  • Wen könntest du als Kunden verlieren?

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Dann stell dir vor, dass du dich mit jeweils einer Person/Energie deiner Liste gegenüberstellst. Du kannst auch 2 Stühle dafür nehmen. Auf den einen setzt du dich, auf den anderen setzt du deine innere Autoritätsfigur / Überzeugung. Das kann auch der liebe Gott sein, ein spiritueller Lehrer, ein Ex, oder einfach nur ein bestimmter Satz.

Wichtig dabei ist, dass es nicht um die reale Person geht, sondern um dein inneres Bild von diesem Menschen, dieser Energie. Es ist der Anteil der in dir lebt, der dich selbst so sieht. Dein innerer Ex, deine innere Mutter, dein innerer Steuerberater, deine inneren potenziellen Kunden. Dann lass dich folgende Fragen beantworten. Du kannst dabei deine Position zwischen den beiden Stühlen hin- und herwechseln.

  • Ich habe Angst, dass du folgendes von mir denkst…………………
  • Wenn ich mir vorstelle, dass du so von mir denkst, fühle ich mich….
  • Ich hätte gerne, dass du mich so siehst…………………………
  • Das tue ich alles, damit du mich so siehst…………….
  • Das sind die Dinge, die ich unterlasse, damit ich deine Anerkennung bekomme……

Dieser Dialog ist meist ein echter Augenöffner. Es kann sein, dass eine Figur auch verschiedene Schichten hat. Dass du zum Beispiel spürst, dass hinter deinem Chef auch dein Vater steht…

 

Deine eigene Stimme finden und die Komfortzone verlassen können

Unsere inneren Kritiker sind nicht irgendwelche böse Energien, die wir bekämpfen müssen. Sie halten uns zwar in Schach, aber so lange wir nicht erkennen, dass wir sie brauchen, um in unserer Komfortzone zu verweilen, ist es schwer, uns davon zu lösen. Sie haben eine Funktion, die für uns wichtig ist. Zum Beispiel, weil wir Angst haben vor dem Unbekannten. Oder weil wir Angst haben, zu versagen.

Du kannst das mit folgenden Fragen erforschen:

  • Wenn ich dich, meine Erwartungen, Ängste, Ansprüche loslasse, fühle ich mich.......
  • Darum vertraue ich deiner Meinung/ der Meinung meines inneren Kritikers so sehr (auch wenn sie mir nicht gefällt)

Am Schluss bedanke dich für die Informationen. Dann schau, was für dich stimmig ist, um dich von diesem speziellen inneren Begleiter zu verabschieden. Es könnte folgender Satz sein: "Danke für deine Begleitung… nun bin ich bereit, selbst Regie zu führen. In Zukunft werde ich mich daran erinnern, dass dein Auftauchen einfach Zeichen dafür ist, dass ich dabei bin, meine Komfortzone zu verlassen. Und das ist ein gutes Zeichen. Dort beginnt Veränderung. Dort ist eine Türe, die auf eine grössere Umlaufbahn führt. Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst.

 

Wenn es nur eine Idee ist, die du aus diesem Blog mitnimmst,
dann erinnere dich an folgendes Prinzip: 

Folge der ersten Stimme, der ersten Information.
Unser innerer Kritiker kommt mit einer kleinen Zeitverzögerung ins Spiel.