Was wir uns innerlich verbieten, können wir nicht sehen

Was wir uns innerlich verbieten, können wir nicht sehen

Nach 4 Monaten unterwegs... fliege ich nächsten Mittwoch wieder zurück in die Schweiz. Ich hatte eine wunderbare Zeit in Bali und in Byron Bay, Australien. Yoga, Strandspaziergänge, Hängematten-Retreats in Verbindung mit online coachen. 

Ich kann mich erinnern, dass ich vor 10, 15 Jahren in einem Coaching damit gerungen habe, meine beiden Wünsche – Freiheit/Reisen aber auch Business unter einen Hut zu bringen. Es erschien mir ein völlig unlösbares Rätsel zu sein. Ich konnte nur schwarz oder weiss erkennen. Mich in meinem Business erfolgreich verausgaben oder verarmt reisen.

Ich weiss noch, wie mein Gegenüber sagte: "Aber Sie können doch beides haben!" Und ich überzeugt war, dass der Typ einfach keine Ahnung hat und die Ausweglosigkeit meiner Situation nicht versteht.

Der erste Schritt, den ich innerlich machen musste, war mit vorstellen zu können, dass ich beides haben kann und darf. Zu sehen, dass ich mich wirklich dafür entscheiden kann. Und dass ich es mir erlauben darf, meiner Spur, meiner Freude zu folgen. Es hat bedeutet, meine Vorstellung von Performance und einem guten Mädchen loszulassen.


Ich ging durch ziemliche Ängste in der Zeit. Die rückblickend, keinen echten Bezug zu meiner Realität hatten. Ich war nicht in der Lage, die Ressourcen, die ich hatte, überhaupt zu sehen. Zusätzlich hatten mir meine Freunde versichert, dass ich immer ein Bett und einen Teller Spagetti haben werde. Und trotzdem war ich überzeugt, mich in Richtung Untergang zu bewegen.

Was hat mir geholfen:

Ich habe mich intensiv mit meinen Werten auseinandergesetzt. Was ist MIR wichtig? Und was tue ich, damit andere mich grossartig finden? Mein Leben ist einfacher geworden, weniger eindrucksvoll. Mein Ex, mein Steuerberater und meine Familie finden meine Wege vermutlich nicht so cool. Und das ist völlig ok, denn es ist mein Leben. Und es ist so viel freier geworden. Es erfüllt mich mehr. Gute Fragen, die ich mir in der Zeit gestellt habe:  

  • "Was ist es wert zu wagen, selbst wenn ich damit auf die Nase falle?"
  • Wenn ich mir vorstelle, vom letzten Tag meines Lebens zurückzublicken auf die heutige Entscheidung, wie würde ich darüber denken?
  • Wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte, wäre mir mein Wunsch noch wichtig?
  • Was ist denn wirklich das schlimmste, was passieren kann?

Und hier ist eine Übung, die ich immer wieder mal nutze, um besseren Zugang zu meinen inneren Ressourcen zu finden:

Ich suche mir Menschen aus, deren Arbeit und Leben ich bewundere. Dann stelle ich 2 Stühle auf. Einer steht für mich, einer für die Person, deren Perspektive ich nutzen will, den ich für diese Situation als Mentor nutze.

Ich setzte mich zuerst auf «meinen» Stuhl und spreche über meine Träume / Projekte und über meine Ängste. Dabei versuche ich, nicht zu sehr nachzudenken, sondern fühlend zu sprechen. Ich lasse Informationen aufsteigen und beobachte, wie mein Körper reagiert.

Wenn ich das Gefühl habe, alles was wichtig ist, gesagt zu haben, wechsle ich den Stuhl und setze mich auf die Position meines Mentors. Dann tauche ich ein in diese Energie und Perspektive und blicke von dort auf mich und meine Situation und das Anliegen. Dann spreche ich / downloade ich Informationen.

Warum ist das hilfreich – diese Übung gibt uns Abstand zum inneren Kritiker und hilft uns, das grössere Bild und unsere Ressourcen zu sehen. Dadurch, dass wir gleichzeitig dir Rolle wechseln, erleben wir einen direkten, körperlichen Zugang zu einer erweiterten Identität.

Wichtig: lass dich laut sprechen und wirklich mit 2 Standorten arbeiten. Darüber nachdenken ist nicht effektiv.

Damit aus Träumen Visionen und Visionen echte Projekte werden, müssen wir sie als reale Möglichkeiten erkennen, für die wir uns entscheiden können.

Das ist vermutlich auch der Grund, warum die Menschheit zuerst auf den Mond fliegen konnte, aber mit Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimawandel so ringt. Wir können es noch nicht als reale Möglichkeit sehen. Wir sind überzeugt, dass es nicht machbar ist, weil es den Status Quo auf den Kopf stellt. 

Ich beobachte diese Dynamik auch in meiner Arbeit immer wieder. Menschen können ihre fantastischen Ressourcen weder sehen noch nutzen, solange der innere Zustand nicht auf «Das ist eine Möglichkeit für mich» eingestellt ist. Und ich erlebe Klienten, die den gleichen entgeisterten Ausdruck haben, wie ich ihn hatte, wenn ich sage: «Du kannst das haben, wenn du willst!»

Je verbotener der Wunsch ist, desto angepisster ist meist die Reaktion. Meine Klienten sind genauso überzeugt, wie ich es war, dass ich keine Ahnung habe und ihre Situation einfach nicht verstehen will.

Das WIE der Umsetzung kann erst nach diesem grundsätzlichen Ja zur Möglichkeit sichtbar werden. Vorher wird unser innerer Kritiker die Frage der Umsetzung immer mit einem Szenario beantworten, in dem wir auf einer Parkbank oder unter der Isar-Brücke enden werden.

Seriell denken

Im Laufe der Zeit habe ich verstanden, dass ich seriell leben kann. Ich kann nicht in Australien und der Schweiz zum gleichen Zeitpunkt sein. Ich kann nicht meine Buchhaltung machen und gleichzeitig mit Acrylfarben malen. Aber ich kann es in Phasen machen. Ich weiss, dass das so banal klingt. Aber in meiner Angst vor Veränderung und Expansion war mir das nicht möglich zu sehen. 

Umsetzungs-Tsunami

Das ist ein beliebter Trick des inneren Kritikers – in dem Moment wo etwas klar wird und Form annimmt ist der Gegen-Schachzug meist ein Umsetzungs-Tsunami. «Aber wie kann ich das je vollbringen» funktioniert als Schach-Matt-Zug, weil unser innerer Kritiker mit der Erwartung kommt, dass wir alles sofort und makellos umsetzen müssen. Da gibt es keinen Raum dafür, dass wir etwas lernen können, dass grosse Projekte Zeit brauchen dürfen.

Die Funktion des inneren Kritikers ist es, uns im gewohnten Status Quo zu halten damit wir uns sicher fühlen. Wenn unsere Visionen und Träume wesentliche Veränderung unseres Verhaltens oder unserer Identität bedeuten, versucht er uns in gewohnten Bahnen zu halten. Durch Einschüchterung, durch Schmeicheln oder dadurch, dass er uns vorgaukelt, dass unsere Ideen unrealistisch sind.

Inneren Kritiker umdeuten und verstehen

Was ich im Laufe der Zeit gelernt habe: Mein innerer Kritiker ist ein ziemlich guter Botschafter. Wann immer er oder sie nach oben poppt, bin ich auf einer heissen Spur. Wenn er überzeugt ist, dass ich gerade dem Untergang entgegensteure, bin ich in Wahrheit auf dem Weg zurück zu mir, nach Hause.

Ich komme meinem schöpferischen Herzen näher.